Jeder Mensch hat etwas zu sagen. Daran glaube ich fest.
Bei einigen manifestiert sich ihr „Thema“ in brennenden Gedanken, die sich quasi von selbst den Weg bahnen und in Kunst, im Beruf oder im sozialen Miteinander ihren Ausdruck finden. Bei anderen ist es so, dass der Wunsch sich auszudrücken zuerst kommt. Diese Menschen denken vielleicht: Ich würde gerne malen. Oder: Ich würde gerne Kunstwerke gestalten. Ich würde gerne schreiben, aber …
Dieses aber ist in vielen von uns nachhaltig verankert. Viele von uns haben den Glauben an die eigene Einzigartigkeit verloren. Sei es durch Glaubensätze, die wir von unseren Eltern, Bezugspersonen oder in der Schule gelernt haben. Sei es durch schlechte Erfahrungen. Wir glauben, dass wir nichts wert sind, nichts können und schon gar nichts außerordentlich gut.
Darum kann es sein, dass der Wunsch nach Ausdruck – zum Beispiel tanzend, gestaltend oder eben schreibend – vor dem Inhalt kommt. Wenn diese Menschen schreiben, ohne dass ihnen ihr „Thema“ bewusst ist, beginnen sie an ihrer Kreativität zu zweifeln, sie versuchen dann, „gut“ zu schreiben, an den Worten und an den Ausdrücken zu feilen.
Aber die Arbeit an Stil und Grammatik werden ihnen niemals dabei helfen, großartige Texte entstehen zu lassen. Vielmehr geht es darum, sich des eigenen Themas bewusst zu werden, es aufzuspüren, ihm nachzugehen, es zu entdecken, in den Abgründen zu bergen. Dafür ist es besonders wichtig, achtsam und liebevoll mit sich selbst zu sein. Das eigene Thema, der eigene Ausdruck braucht manchmal viel Zeit, um den Weg an die Oberfläche zu finden. Es ist die Tiefe, mit der wir Schreibenden uns mit uns selbst und unserer Umwelt auseinandersetzen, die Texte entstehen lässt, die ohne Klischees auskommen. Die echt sind und darum berühren.
Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass es an sich keine Rolle spielt, welches Thema jemanden bewegt. Es muss sich nicht um Dramen oder gesellschaftlich relevante Themen handeln. Auch eine Gutenacht-Geschichte kann diese Tiefe der Empfindungen und die Auseinandersetzung mit sich selbst aufweisen.
Schreiben ist für mich darum nicht Selbstzweck, sondern die Weitergabe von Erfahrung, von Empfindung, von Fragen und von Themen. Und die Texte, die in dieser Auseinandersetzung mit sich selbst entstehen, sind ein Angebot an die Welt, sich damit auseinanderzusetzen.
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